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Das perfekte Vorgehensmodell für Ihr Unternehmen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

In einer Welt, in der agile Softwareentwicklung und traditionelles Projektmanagement oft als Gegensätze dargestellt werden, stehen viele Unternehmen vor einer zentralen Frage: Welcher Weg ist der richtige für uns? Die Antwort ist selten ein einfaches "Entweder-oder". Viel häufiger führt der Erfolg über einen maßgeschneiderten, hybriden Projektmanagement-Ansatz. Doch wie entwickelt man ein solches unternehmensindividuelles Vorgehensmodell? In diesem Artikel stellen wir Ihnen eine strukturierte Methodik vor, basierend auf den Prinzipien von Holger Timinger.

Eine Excel-Vorlage zur Durchführung der beschriebenen Schritte, inklusive Vorlagen für den Ordnungsrahmen und die Nutzwertanalyse, können Sie hier herunterladen und sofort für Ihr Vorhaben nutzen:

Warum ein individuelles Modell? Die Ausgangslage

Jedes Unternehmen ist einzigartig – in seiner Kultur, seinen Projekten und seinen Herausforderungen. Die blinde Übernahme der Scrum Methode oder einer anderen Standardmethodik führt oft zu Reibungsverlusten. Vielleicht brauchen Sie die klaren Meilensteine und die Kostenplanung aus traditionellen Modellen, aber auch die Flexibilität von agilen Vorgehensmodellen. Ein individuelles Modell schafft die Brücke.

Die 5 Phasen zur Entwicklung Ihres eigenen Modells

Phase 0: Das Fundament – Management-Support sichern

Bevor es losgeht, ein unabdingbares Must-have: die deutliche Unterstützung des höheren Managements. Ohne diese Rückendeckung und Ressourcen ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Bilden Sie außerdem ein Veränderungsteam aus engagierten Mitarbeitern verschiedener Bereiche.

Phase 1: Die Situationsanalyse – Wo stehen wir wirklich?

Ziel ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Analysieren Sie Ihre aktuellen Projektabläufe kritisch:

  • Welche Prozesse, Rollen und Schnittstellen existieren?

  • Wo liegen die größten Painpoints (z. B. in der Kostenschätzung oder der Kommunikation)?

  • Wer sind alle beteiligten Stakeholder?

  • Welche externen Vorgaben (Compliance, Kunden) müssen berücksichtigt werden?

Praktischer Tipp: Führen Sie Interviews und kurze Prozess-Walkthroughs mit Ihren Projektleitern durch. Nutzen Sie Tools wie den Projektstrukturplan und das Pflichtenheft zur Dokumentation des Status quo.

Phase 2: Die Zielformulierung – Wo wollen wir hin?

Jetzt definieren Sie, was das neue Modell leisten muss. Formulieren Sie SMART-Ziele:

  • Sollen Projektdauern um X% sinken?

  • Soll die Kundenzufriedenheit durch frühere Feedback-Zyklen steigen?

  • Wird eine präzisere Kostenplanung angestrebt?

  • Soll das Modell für alle oder zunächst nur für neue Projekte gelten?

Wichtig: Denken Sie zuerst in Zielen, nicht in Lösungen. Widerstehen Sie dem Impuls, sofort "Wir machen jetzt Scrum!" zu verkünden.

Phase 3: Die Lösungssuche – Der Werkzeugkasten öffnet sich

Hier wird es kreativ. Basierend auf Ihren Zielen durchforsten Sie den gesamten Methoden-Werkzeugkasten.

  • Für welchen Prozess-Schritt brauchen Sie ein präzises Planungsinstrument (vielleicht ein traditionelles Tool)?

  • Wo benötigen Sie Flexibilität und Transparenz (eventuell die Kanban Methode für den Betrieb)?

  • Könnten agiles Projektmanagement Tools wie Jira oder Azure Boards helfen, den Arbeitsfluss zu visualisieren?

 

Kern der Methode nach Timinger: Füllen Sie einen "Ordnungsrahmen" aus. Dies ist eine Matrix, die Ihre notwendigen Projektmanagement-Prozesse (z. B. "Fortschritt analysieren", "Anforderungen managen") den möglichen Methoden zuordnet. Für einen Prozess könnten Sie so wählen: Traditionell = Earned-Value-Analyse, Agil = Sprint Review.

Ergebnis: Sie konzipieren 2-3 konkurrierende Modell-Varianten – z. B. "reines Scrum", "angepasstes V-Modell" oder "vollhybrid mit phasenweiser agiler Softwareentwicklung".

Phase 4: Die Auswahl – Die objektive Entscheidung

Treffen Sie die Wahl nicht aus dem Bauch heraus. Bewerten Sie die erarbeiteten Alternativen mittels einer Nutzwertanalyse.

  1. Gewichten Sie Ihre Kriterien aus Phase 2 (paarweiser Vergleich).

  2. Bewerten Sie, wie gut jede Alternative jedes Kriterium erfüllt.

  3. Die Rechnung (Punktzahl x Gewichtung) ergibt einen objektiven Score.

So minimieren Sie subjektive Verzerrung und können die Entscheidung transparent gegenüber dem Management und den Teams begründen.

Phase 5: Die Einführung – Nachhaltige Verankerung

Die beste Methode nützt nichts, wenn sie nicht gelebt wird. Die Einführung ist ein Change-Projekt. Gehen Sie dabei strukturiert vor, z. B. nach dem Modell von Kotter:

  1. Dringlichkeit schaffen: Machen Sie die Probleme aus Phase 1 sichtbar.

  2. Vision kommunizieren: Zeigen Sie emotional und greifbar den Nutzen des neuen Modells auf.

  3. Erste Erfolge ermöglichen: Starten Sie mit einem Pilotprojekt und feiern Sie kurzfristige Wins!

  4. Kultur verankern: Integrieren Sie das neue Vorgehen in Schulungen, Karrierepfade und die tägliche Kommunikation.

Ihre Roadmap zum Erfolg: Eine schnelle Checkliste

  • [ ] Management-Support und Change-Team etabliert

  • [ ] Situationsanalyse durchgeführt (Stakeholder, Painpoints)

  • [ ] SMART-Zielkatalog für das Vorgehensmodell definiert

  • [ ] Ordnungsrahmen mit passenden Prozessen und Methoden (traditionell/agil/hybrid) ausgefüllt

  • [ ] 2-3 Lösungsalternativen entwickelt und per Nutzwertanalyse bewertet

  • [ ] Einführungsplan (Pilot, Schulung, Kommunikation) steht

 

Empfohlene Rollen für die Umstellung: Sponsor (Top-Management), Projektleiter der Einführung, Change Lead für Kommunikation, Process Owner und Pilot-Teams mit Coaches.

Fazit: Ihr Weg zum hybriden Erfolg

Es gibt keinen Königsweg, der für alle passt. Der Erfolg liegt in der bewussten, strukturierten Kombination. Vielleicht nutzt Ihr finales Modell den Projektstrukturplan für die grobe Kostenschätzung und Rahmenplanung, während im Entwicklungs-Team die Scrum Methode mit täglichen Stand-ups und Sprints für Agilität sorgt. Tools wie ein hybrides Projektmanagement-Tool helfen, beide Welten zu integrieren.

 

Die Entwicklung Ihres individuellen Modells ist keine theoretische Übung, sondern eine strategische Investition in die Effizienz und Zukunftsfähigkeit Ihres Projektgeschäfts. Beginnen Sie noch heute mit der Situationsanalyse.

Hinweis: Die beschriebene Methodik orientiert sich an der Systematik von Holger Timinger aus "Modernes Projektmanagement". Eine praktische Excel-Vorlage zur Durchführung der beschriebenen Schritte – inklusive Vorlagen für den Ordnungsrahmen und die Nutzwertanalyse – können Sie über den nachfolgenden Button herunterladen und sofort für Ihr Vorhaben nutzen.

Unternehmensindividuelles Vorgehensmodell entwickeln

Hier zur Excel-Vorlage zur Durchführung der beschriebenen Schritte. Die Vorlage enthält ebenfalls die Schritt-für-Schritt-Anleitung. 

Kriterienkatalog indiv.Vorgehensmodell.jpg
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